Vorgeschichte : Aufgrund Bettinas akuter Hüftdisplazie,leichtem Bandscheibenvorfall und Geburtstrauma des Erstgeborenen (Sternenkucker mit Saugglocke geholt und festgewachsener Plazenta) haben wir uns schon lange für eine primär Sektio (geplanter Kaiserschnitt) terminiert auf den 21.10.05 entschieden.Damit die OP pünktlich um 09:00 Uhr beginnen kann war eine Ankunftzeit im AK-Altona für 08:00 Uhr vorgesehen.Doch manchmal kommt einiges anders als man denkt...
04:15 Uhr : nach schlappen 4 Stunden Schlaf kommen bei Bettina die Wehen im 5 Minuten Takt.
05:10 Uhr : nachdem die Wohnung Hals über Kopf verlassen wurde hängt Bettina bereits im Kreissaal des AK-Altona am Wehenschreiber (schön dass Bettina ihre Tasche doch schon am Abend vorher gepackt hat,wo andere werdende Mütter dieses bereits Wochen vor dem Geburtstermin erledigt haben).
05:45 Uhr : nach einer guten halben Stunde am Wehenschreiber,anschließender Untersuchung durch die Hebamme mit der Diagnose die Wehen haben eingesetzt und kommen im 5 Minutentakt,der Gebärmutterhals ist bereits weich,der Muttermund geöffnet und es würde nichts gegen eine natürliche Geburt sprechen kommt Bettina ins Grübeln den geplanten Kaiserschnitt auf Eis zu legen.
06:00 Uhr : der Hebamme wird nach einem eindringlichen 4 Augengespräch zwischen der werdenen Mutter und dem werdenden Vater die Endscheidung mitgeteilt : es bleibt bei dem Kaiserschnitt ( was sich im Nachhinein auch als richtig erwiesen hat,da die Plazenta wieder festgewachsen war und auf jeden Fall per OP entfernt werden musste)
06:00 Uhr bis 08:30 Uhr : Schichtwechsel im AK-Altona - der Nachtdienst geht,der Frühdienst kommt.Wir werden erstmal in ein anderes Zimmer verfrachtet.Anschließend stellt sich die neue Hebamme und Hebammenschülerin vor. Bettina wird wieder an den Wehenschreiber angeschlossen. Nach Ablauf einer weiteren halben Stunde der Befund: 'Oh bei Ihnen haben ja richtige Wehen eingesetzt,kommen ca. alle 5 Minuten,das sieht ja alles super aus' gefolgt von unserer erneuten Rechtfertigung für die Entscheidung zum Kaiserschnitt.Anschließend wieder die Untersuchung des Muttermundes und Gebärmutterhalses.Weil das alles soviel Spass macht,eine Hebammenschülerin auch praktische Erfahrungen sammeln muss und Bettina so gutmütig ist durfte auch diese nochmal ihren Finger hinterherschieben und die inneren Untersuchung durchführen. Endlich wurde dem Wunsch nach einem Schmerzmittel entsprochen und zusätzlich ein Wehen hemmendes Mittel verabreicht. Die Narkoseärztin hat sich vorgestellt und nochmal den Ablauf der OP erläutert. Bettina bekam ihre OP-Kleidung,hat sich umgezogen und ich habe anschließend unsere gesammten Sachen in einem Spint verstaut. Langsam fing die Sache an spannend zu werden und eine leichte Nervosität kam auf...
08:30 Uhr : Wir werden von der Hebamme abgeholt und begeben uns erstmal Richtung OP-Saal.Bettina wird von den beiden Narkoseärzten in Empfang genommen.Mich geleitet die Hebamme zur 'Schleuse' und erleutert mir schnell was ich zu tun habe und schließt hinter mir die Tür.So - da stehe ich nun im Halbdunkel des kleinen Raumes und tat wie mir geheissen wurde.Erst alle Sachen bis auf die Unterwäsche ausziehen und in einem kleinen Fach verstauen - anschließend Hände desinfizieren.Dann gehts in den nächsten Raum.Der ist schon wesentlich heller,aber nicht grösser.Hier liegen die sterilen Sachen.Erst das Hemd anziehen,dann die Hose,Haube aufsetzen,Mundschutz anlegen und zum Schluss die Gummischuhe anziehen - Grösse 42 war natürlich vergriffen.Wieder Hände desinfizieren.Wechsel in den nächsten Raum,hinsetzen und warten.
08:50 Uhr : die Hebamme holt mich mit den Worten 'jetzt geht's los' ab.Wir gehen in den OP-Saal.Bettina liegt bereits auf einem Ungetüm von gynäkologischem Stuhl.Angeschlossen an etlichen Geräten.Die Narkosespritze wurde bereits gesetzt und das Schmerzempfinden brustabwäts betäubt.Acht Personen füllen den OP-Saal.Narkoseärzte,Gynäkologen,Hebamme,die OP-Schwestern,alle stellen sich nacheinander vor und schütteln mir die Hand.Bettina von der ganzen plötzlichen Situation sichtlich mitgenommen rinnen die Tränen.Mir wird ein Stuhl angeboten.Ich setzte mich und versuche meine Ruhe auf Bettina zu übertragen.Eine der OP-Schwestern trägt eine Jodtinktur grossflächig auf.Alle Anderen stehen in einem grossen Halbkreis uns gegenüber.
09:00 Uhr : Punkt Neun gerät der Stein ins Rollen.Alle beziehen ihre Stellungen : die Schwestern errichten die Spanische Wand,Hebamme und Narkoseärzte stellen sich hinter Bettina und mich.Hinter der Wand erkennt man nur noch die Köpfe der Ärzte und Schwestern.Die OP-Lampen werden in Stellung gebracht und die restliche Beleuchtung abgeschaltet.Bei Bettina fällt langsam die Anspannung,bei mir ist genau das Gegenteil der Fall.Die Hände werden feucht,die Knie weich,der Puls fängt an zu rasen - oh mann,oh mann - jetzt wird's ernst.Die Ärzte beginnen ihr Werk.Man hört es klappern,der OP-Stuhl wackelt unberuhigend heftig.Unter der spanischen Wand deutlich für mich sichtbar : riesige Blutlachen.
09:10 Uhr : der Narkosearzt spricht mich an und fragt mich nach der Uhrzeit - in meiner Anspannung konnte ich die blöde Frage überhaupt nicht fassen und ich erwidere mit einem ungläubigem Blick.Erneut stellt er die Frage.Fassungslos suchend erst mein Blick auf die Armbanduhr,dann auf die OP-Saal Uhr : mit heiserer Stimme dann meine Antwort ' Neun Uhr Zehn'. Mit den Worten des 'witzigseinwollenden' Narkosearztes 'ja-ihre Tochter ist da' zaubert die Hebamme hinter der spanischen Wand ein kleines,blutüberströmtes,zappelndes,schreiendes Lebewesen hervor : ***LISA-MARIE***